Photo: ⓒStephan Meßmann
Im zweiten Teil meiner Artikelserie „Traditionelle Musik Koreas“ möchte ich euch die konfuzianische Jongmyo Jeryeak (종묘제례악) vorstellen. Sie ist Teil eines Ritus, der jedes Jahr am ersten Sonntag im Mai im Jongmyo Schrein in Seoul zu Ehren der späten Könige und Königinnen der Joseon-Dynastie (1392–1897) abgehalten wird. Organisiert wird er von den Nachkommen der ehemaligen königlichen Familie. 2001 wurde der Ritus im Jongmyo Schrein in der Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Die Riten zur konfuzianischen Ahnenverehrung stammen ursprünglich aus China und wurden im 15. Jahrhundert in Korea eingeführt. Seitdem hat sich die Zeremonie kaum verändert und ist somit ein Zeugnis aus alter Zeit. Da sie selbst im Herkunftsland China nicht mehr gefeiert wird, ist die Zeremonie von unschätzbarem Wert für Verständnis der konfuzianischen Gedankenwelt nicht nur Koreas.
Der Ritus ist in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil werden die Geister der Ahnen eingeladen und begrüßt. Dies geschieht in dem die Mitglieder der königlichen Familie, sowie die anderen Zeremonie Teilnehmer ihre Plätze im Schrein einnehmen, sich die Hände waschen und die Geister begrüßen.
Der zweite Teil dient zur Unterhaltung der Geister. Denn Anfang macht aber zunächst der sogenannte Jinchan (진찬 ). Hierbei werden den Geistern 63 Arten von Lebensmitteln angeboten und auf Altären dargereicht. Danach werden Gebete vorgetragen um die Geister des Himmels und der Erde um ihren Segen zu bitten. Im dritten und letzen Teil werden die Geister wieder in den Himmel geschickt.
Begleitet werden diese Riten, neben Tänzen, die von 64 Tänzern in 8 Zeilen aufgeführt werden, von der Jongmyo Jeryeak (종묘제례악). Die Musik dient vor allem zur Unterhaltung der Ahnengeister. Sie wird von einem großen Orchester gespielt, das in zwei Teile aufgeteilt wird. Das erste Orchester sitzt oben und heißt Deungga (登 歌). Das zweite Orchester sitz unten und heißt Heungga (軒 架). Die Instrumentierung der beiden Orchester ist ähnlich, aber nicht gleich.
Das Deungga besteht aus dem Holz-Klapper Bak (박), den beiden Glockenspielen Pyeonjong (편종) und Pyeongyeong (편경), dem Metallophon Banghyang (방향), der Querflöte aus Bambus Daegum (대금), der kleinen Flöte Dangpiri (당피리), der zweisaitigen Geige Haegum (해금), der gestrichenen Wölbbrettzither Ajaeng (아쟁), der Sanduhr-Trommel Janggu (장구), der großen Trommel Jeolgo (절고), der quadratischen Holzkiste Chuck (축) und dem Schrapinstrument in Tigerform namens Eo (어).
Im zweiten Orchester Heungga gibt es, neben den Instrumenten aus dem ersten Orchester, noch zusätzlich die Kegeloboe Taepyeongso(태평소), den Gong Jing (징) und die große Holztrommel Jingo (진고).
Beide Orchester begleiten abwechselnd die Riten mit ihrer Musik, die nach einem sehr strengen Konzept ausgeführt wird, das keine Abweichung vom Protokoll dudelt. Dies dürfte auch ein Grund dafür sein, dass die Musik über hunderte von Jahren immer gleich blieb.
Sie besteht aus den zwei Musikstücken Botaepyeong (보태평) und Jeongdaeup (정대업), die jeweils die zivilen und militärischen Errungenschaften der Joseon-Könige feiern. Begleitet werden die oben genannten Instrumente von Sängern, die mit ihren Liedern rituelle Texte präsentieren und so die früheren Könige preisen. Die Jongmyo Jeryeak mag für das westliche Ohr erst einmal gewöhnungsbedürftig klingen, wenn man sich aber auf sie einlässt, dann vermittelt sie eine Anmut und Pracht, die schwer zu beschreiben ist.
Davon überzeugen könnt ihr euch durch die folgenden Videos und den anderen Links.
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