Photo: ⓒStephan Meßmann
Diesmal möchte ich euch ein paar koreanische Bands vorstellen, die sich dem Psychedelic Rock widmen. Entstanden ist diese spezielle Spielart der Rockmusik, Mitte bis Ende der 1960er Jahre in Großbritannien und den USA. In den USA, vor allem um San Franzisco herum, entwickelte sich die Musikrichtung als Gegenbewegung zu den Folk-Musikern, die nichts weiter als ihre Instrumente benutzten. Einigen Musikern war dies zu langweilig und sie experimentierten mit allen möglichen Dingen, wie zum Beispiel Effekten und speziellen Aufnahmetechniken um ihren Sound zu verändern. Nach Korea kam der Psychedelic Rock durch die US-amerikanische Armee.
Der wichtigste koreanische Musiker, im Bezug auf Psychedelic Rock, ist Shin Jung Hyeon (신중현). Der „Godfather of Rock“, wie heutzutage genannt wird, war bereits 1957, im Alter von 19 Jahren, in den US-Militärbasen unterwegs um sich mit Konzerten sein Lebensunterhalt zu verdienen. Zum Psychedelic Rock kam er Anfang der 1960er. Seit dieser Zeit schrieb er, neben anderen Genres wie Rock und Folk-Rock, auch immer wieder Psychedelic Rock Songs.
Ein Album, das ein gutes Beispiel für seine Art dieser Musikrichtung darstellt, ist das 1969 veröffentlichte Debütalbum mit seiner damaligen Band Donkies (덩키스). Mit Songs, die über 7 Minuten dauern, rockigen Gitarren und Orgelklängen als Hintergrund, hört sich wie ein typisch amerikanisches Album jener Zeit an. Die Texte sind allerdings komplett auf Koreanisch gesungen. Anhören könnt ihr euch das Album über diesen Link.
Shin Jung Hyeon (신중현) legte also den Grundstein für den Psychedelic Rock, der seitdem Teil der koreanischen Musikszene ist und mit der Zeit immer wieder Bands hervorbrachte, die sich dem Genre auf ihre eigene Art widmeten beziehungsweise widmen.
Ein weiterer wichtiger Schritt für das Genre war das Debüt der Band Sanulim (산울림) im Jahr 1977. Gleich mit ihrem ersten Album „Sanulim's new song Collection (산울림 새노래 모음)“ brachten sie den Psychedelic Rock in Richtung Mainstream. Dies gelang ihnen durch die Mischung von Psychedelic Rock mit populären Elementen.
Zu den Hits des Albums zählen unter anderem:
„Already Now (아니 벌써)“, „Likely Late Summer (아마 늦은 여름이었을 거야)“ und „Alleyway (골목길)“. Die Popularität ist auch heute noch hoch. So wurde das Album im Jahr 2018 auf Platz 5 der „Top 100 Korean Popular Music Albums“ aller Zeiten gewählt.
Nur ein paar Jahre später betrat die nächste Band, die ich euch vorstellen möchte, die Bühne und zwar Magma (마그마). Zum ersten Mal in der Öffentlichkeit bekannt wurden sie durch ihre Teilnahme am MBC College Song Festival im Jahr 1980. Mit dem, von Park Doo Jins (박두진) Gedicht inspirierten, Song „Haeya (해야)“ gewannen sie damals den Silberpreis.
Im darauffolgenden Jahr kam dann ihr Debütalbum „Magma“ auf den Markt, das auch ihr einziges bleiben sollte. Auf Grund ihrer großen Popularität, die mit der Veröffentlichung einherging, hatten sie einen sehr anstrengenden Zeitplan, da die Bandmitglieder allesamt noch College-Studenten. Hinzu kam dann auch noch der bevorstehende verpflichtende Militärdienst. Also beschlossen Magma (마그마) sich aufzulösen.
Dennoch wird ihr Album auch heute noch für den besonderen Sound und die herausragenden Gesangsfähigkeiten von Jo Ha Mun (조하문) gelobt. Zu meinen Lieblingssongs des Albums gehören „Cannot Know (알 수 없어)“, „As we Love each other (우린 서로 사랑하니까)“ und „Forgotten Love (잊혀진 사랑)“.
Nun mache ich mit euch einen Zeitsprung bis ins Jahr 1999. Damals gründete sich die Band 3rd Line Butterfly (3호선 버터플라이). Sie gehört zur der ersten Generation von Indie-Bands, die Anfang der 2000er die koreanische Musikszene durcheinander würfelten.
Ebenso wie viele andere Bands, die zu dieser Zeit entstanden sind, wollten 3rd Line Butterfly (3호선 버터플라이) sich nicht auf ein Genre festlegen. Unter dem Label Modern Rock beziehungsweise Alternative Rock verbinden sie unter anderem Elemente des Grunge, Shoegazing, Noise Rock und auch Psychedelic.
Somit waren sie eine der ersten Bands, die einen modernen Ansatz des Psychedelic Rocks verfolgten. Zu ihren beliebtesten und bekanntesten Songs gehören unter anderem „Dreamin' Butterfly (꿈꾸는 나비)“, „Where's the Love (사랑은 어디에)“ und „Today, the day of Separation (헤어지는 날 바로 오늘)“.
Als nächstes möchte ich mit Guckkasten (국카스텐) eine der erfolgreichsten modernen Psychedelic Rockbands ins Spiel bringen. Im Gegensatz zu 3rd Line Butterfly (3호선 버터플라이), die „nur“ psychedelische Elemente in ihre Musik einfließen lassen, bildet das Psychedelische das Grundkonzept von Guckkasten (국카스텐).
Die Band, die 2007 gegründet wurde, möchte mit der Vermischung von Rockmusik mit elektronischen Elementen eine psychedelische Klangwelt erschaffen.
Selbst der Name der Band basiert auf diesem Konzept. Er stammt von dem deutschen Wort für eine Jahrmarktattraktion aus dem 18. Jahrhundert. Das Schau- und Betrachtungsgerät, Guckkasten genannt, ermöglichte dem Betrachter, durch den Blick in sein Inneres, Grafiken mit täuschend echter perspektivischer Weite zusehen.
Ähnlich wie die Betrachter, die damals in bunte Welten gelockt wurden, wollen Guckkasten durch ihre Musik mit psychedelischen Klängen Bilder ausdrücken, die den Hörer in bunte Klangwelten eintauchen lässt.
Zu ihren bekanntesten Songs gehören unter anderem „Mirror (거울)“, „Montage(몽타주)“, „Transformation (변신)“ und „Pulse“.
Zum Schluss möchte ich euch noch eine relativ neue Band vorstellen. Zeonpasa(전파사) ist ein Psychedelic Rock-Trio, das im September 2021 sein Debütalbum „Psy-Key of Eternity (억겁의 싸이-키)“ auf den Markt brachte. Im Webzine „Music Taste Y (음악취향Y)“ wurde es 2022 als „Bestes Rockalbum“ gewählt.
Größere Aufmerksamkeit bekamen Zeonpasa(전파사), als sie im September 2022 mit dem bekannten Schauspieler Im Won Hee (임원희) den Song „Shinbaram (신바람)“ aufnahmen. Zusammen mit dem Schauspieler hatten sie auch ein Konzert und waren in der bekannten Sendung „My Little Old Boy (미운 우리 새끼)“ zu sehen.
Generell sind ihre Songs aber Instrumental, da Zeonpasa(전파사) keinen festen Sänger haben. Die Musik ist dabei stark an den Psychedelic Rock der 70er Jahre angelehnt. Neben dem Song „Shinbaram (신바람)“ würde ich euch noch die „Elephant (코끼리)“ und „Night Market (야시장)“ ans Herz legen.
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